Die Wirkung der Akupunktur bei Gonarthrose ist einer Standardtherapie oft überlegen. Häufig kommt es durch Akupunktur zu einer dauerhaften Besserung der Beschwerden. Dies zeigen auch die großen Akupunkturstudien GERAC und ART. Die Forschungsguppe Akupunktur empfiehlt daher, die Akupunktur in die Leitlinien zur Behandlung von Gonarthrose aufzunehmen. Zusätzlich zur Akupunktur empfehle ich eine ganzheitliche Diagnostik und Therapie auf Störfelder, orthomolekulare Dysregulation und Muskeldysfunktionen.
Wichtiger Hinweis: ein Behandlungserfolg kann nicht garantiert werden.
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Symptome Das schildern Patienten häufig: „Schmerzen im Knie“, „Anlaufschmerzen wie eingerostet“ „Steifigkeit“, „nicht richtig laufen können“. Das Steifigkeitsgefühl tritt nach längerem Liegen oder Sitzen auf. Die Patienten berichten oft über einen Anlaufschmerz im Kniegelenk. In der Folge neigt das Kniegelenk zu Schwellungen und Ergussbildungen, wodurch die Schmerzen auch bei geringer Belastung auftreten. Im Verlauf werden oft zeitlich zunehmende Reizschübe und verlängerte Regenerationsphasen nach Belastung angegeben. Hinzu kommt eine zunehmende Instabilität und Sensibilität, die sich besonders beim Treppensteigen (auf und ab) und beim Bergabsteigen bemerkbar macht.
Die zunehmenden Schmerzen zwingen im weiteren Verlauf der Krankheit zu Gehpausen beim Laufen / Gehen / Spazieren. Gehstrecke und Aktionsradius können erheblich eingeschränkt werden. Die schmerzbedingte Schonung begünstigt das Schwinden der Oberschenkelmuskulatur. Auf unebenem Boden kann das Gehen zunehmend Schwierigkeiten bereiten. Synonyme Gonarthrose, Arthrosis deformans, Arthrose des Kniegelenkes. Je nach Studie sind 27 - 90% der über Sechzigjährigen betroffen. Gonarthrose ist von Bedeutung für die persönliche Lebensqualität, die Arbeitsfähigkeit und sozialen Sicherungssysteme. Definition Unter Gonarthrose / Kniegelenksarthrose versteht man degenerative „verschleißbedingte“ Erkrankungen des Kniegelenkes. Sie sind gekennzeichnet durch eine zunehmende Zerstörung des Gelenkknorpels und der beteiligten Gelenkstrukturen (Knochen, Gelenkkapsel, Muskulatur). Weitere Informationen zur GonarthroseUrsachen
Weitere Ursachen aus ganzheitlicher Sicht
Durch die Fehlbelastung werden Entzündungsmediatoren freigesetzt, die u.a. lokale Rezeptoren (Merkelsche Tastscheiben, Kraussche Kolben, Golgiapparate u.v.a) und Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) reizen. Diese Informationen hemmen normale Bewegungsmuster und können zu Schonhaltung bis hin zum Humpeln führen. Die Auflösung dieses Teufelskreises ist von entscheidender Bedeutung. Krankengeschichte Diese Fakten können eine Rolle spielen: Lokalisation, Funktionseinschränkung, Dauer, Intensität, Tagesrhythmus, Ausstrahlung des Schmerzes, Belastbarkeit, Hinken, Beweglichkeit, Einklemmung, Blockierung, Instabilitätsgefühl, Schmerzfreie Gehstrecke, Schwellneigung, Beschwerden beim Treppab-/Bergabgehen, vorausgegangene Unfälle, Verrenkung der Kniescheibe (Patellaluxation), frühere Kniegelenkserkrankungen, Vorbehandlungen und Operationen. Im weiteren Verlauf treten Ruhebeschwerden und Achsveränderungen des Kniegelenkes auf (O-Beine = Varus - Gonarthrose oder Varusgonarthrose; oder X-Beine = Valgus - Gonarthrose oder Valgusgonarthrose). Diagnose Klinische Diagnostik: Inspektion (Betrachtung): Beurteilung der Beinachse, Zustand der Muskulatur - Muskelatrophiezeichen, Beinlängendifferenz, Gangbild, Knieschwellung, Hautveränderungen Palpation (Betastung): Überwärmung, Erguß, Schwellung, tanzende Patella-Krepitation (Reiben hinter der Kniescheibe), Kniescheibenbeweglichkeit, Verschiebeschmerz der Patella (Zohlen - Zeichen), Druckschmerz der Patellafacetten (Druckschmerz rechts und links der Kniescheibe), Druckschmerz am Gelenkspalt, achten auf Bakerzyste, Plica mediopatellaris Funktionstest und Schmerztest des Knies: Beurteilung von Bewegungsumfang und Bewegungsschmerz, Bandstabilität, Meniskuszeichen (Nachweis von Schäden im Bereich des Innen- oder Außenmeniskus) Apparative Diagnostik: Notwendige apparative Untersuchung: Röntgen des Kniegelenks in 2 Ebenen, ggf. Funktionsaufnahmen und Spezialprojektionen, Sonographie, MRT (Magnetresonanztomographie), CT (Computertomographie). Ggf. Szintigraphie, Laboruntersuchungen, Punktatuntersuchungen. Therapieziele Weniger Schmerzen; Verbesserung von Lebensqualität, Beweglichkeit und Gehleistung; Verzögerung des Fortschreitens der Arthrose.
Zunächst erfolgt eine individuelle Beratung incl. Bestandsaufnahme hinsichtlich des Verhaltens im Alltag und Belastungen in Beruf und Sport. Eine Rolle spielen Übergewicht, Bewegungsmangel, regelmäßige Übungen zur Beseitigung von Muskeldefiziten und Knieschule. Es wird aufgeklärt über die Erkrankung selbst, deren natürlichen Verlauf, und die Beeinflussbarkeit des Verlaufs durch konservative bzw. operative Therapie. Akupunktur Akupunktur hat sich als hochwirksam erwiesen. Aufgrund der Datenlage empfiehlt die Forschungsgruppe Akupunktur die Aufnahme der Akupunktur in die leitliniengerechte Behandlung der Gonarthrose. Siehe auch unter: „Studien zur Akupunkturbehandlung der Gonarthrose.“ Ergänzend können Moxibustion, Schröpfkugelbehandlung und Elektrostimulation zur Anwendung kommen. Hochwirksam können Punkte der Yamamoto New Scalp Acupuncture „YNSA“ sein. Ohrakupunktur und Triggerpunktakupunktur wird ebenfalls ergänzend eingesetzt. Wichtig für den Therapieerfolg ist die Korrektur muskulärer Dysbalancen.
Naturheilkundliche Therapie
Störfeldbehandlung z.B. von Tonsillen oder Tonsillennarben (Mandelnarben), Körpernarben, Zahnstörfeldern. Korrektur muskulärer Dysbalancen, Korrektur orthomolekularer Dysbalancen (evt. Vit E, Vit C, Zink, Calcium); evtl. Teufelskralle. Korrektur einer evtl. latenten Übersäuerung, Neuraltherapie. Magnetresonanztherapie.
Medikamentöse Therapie
Ggf. Salben und Injektionen, z.B. mit Antiphlogistika (NSAR) wie Diclofenac (Voltaren), Ibuprofen. Chondroprotektiva. In Ausnahmefällen Steroidinfektionen hilfreich.
Physikalische Therapie
Physiotherapie (mit Knieschule, Mobilisierung, Muskelkräftigung, Muskeldehnung und Koordinationsschulung), Hydro- und Balneotherapie (Wasser- und Lufttherapie), orthopädietechnische Versorgung (Schuhe etc.) Weitere TherapiemöglichkeitenNach Ausreizen der konservativen (nichtoperativen) Möglichkeiten: Operationen mit künstlichem Kniegelenk (TEP), Kniespülung, Synovektomie u. a. Studien zur Gonarthtrose / Osteoarthritis USA Effektivität der Akupunktur als adjuvante Therapie bei Osteoarthritis, eine randomisierte kontrollierte StudieBerman BM, Lao L, Langenberg P, Lee WL, Gilpin AM, Hochberg MC. University of Maryland School of Medicine, Baltimore, Maryland 21207, USA Ann Intern Med. 2004 Dec 21;141(12):901-10. Summary for patients in: Ann Intern Med. 2004 Dec 21;141(12):I20.PMID: 15611487Die Studie Untersucht wurden die Fragen der Schmerzreduktion und verbesserten Gelenkfunktion einer Verumakupunkturgruppe im Vergleich zu einer Shamakupunktur und einer Schulungsgruppe. 570 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Die Verumgruppe (n=190) und die Shamgruppe (n=191) erhielten 23 Akupunktursitzungen über 26 Wochen, die Kontrollgruppe (n=189) wurde 6 mal 2 Stunden über 12 Wochen geschult. Hauptzielkriterium waren Veränderungen des WOMAC für Schmerz und Funktion nach 8 und nach 26 Wochen. Nebenzielkriterien waren u.a. globales Assessment und 6-minütiges Gehen. Ergebnis Nach 8 Wochen signifikante Besserung im WOMAC-Funktionsscore in der Akupunkturgruppe gegenüber der Shamakupunktur, jedoch keine Differenz im WOMAC-Schmerzscore oder im globalen Assessment. In der Woche 26 signifikant besseres Abschneiden der Verumgruppe für Schmerz, Funktion und globales Assessment. Limitation: 25% der Patienten der Akupunkturgruppen und 46% der Patienten der Schulungsgruppen standen nicht für Beurteilungen in Woche 26 zur Verfügung.
Genadelte Punkte
Verumakupunktur: 5 lokale Punkte mit Gb34, MP9, Ma 36, Ma 35 und Extrapunkt Xiyan. Dazu als Fernpunkte: Bl 60, Gb 39, MP 6, Ni 3. Die Stichtiefe beträgt 0,3-1,0 Inch. Die Knieaugen erhielten Elektrostimulation mit 8 Hz für 20 Min. Shamakupunktur: 2 Nadeln kraniolateral vom Nabel sowie verdecktes Aufkleben von Führungsröhrchen mit Tape ohne Einstich an den gleichen Akupunkturpunkten wie in der Verumgruppe.
Spanien
Akupunktur als komplementäre Therapie zur Pharmakotherapie der Osteoarthritis des Knies, eine randomisierte kontrollierte StudieVas J, Mendez C, Perea-Milla E, Vega E, Panadero MD, Leon JM, Borge MA, Gaspar O, Sanchez-Rodriguez F, Aguilar I, Jurado R. Pain Treatment Unit, Centro de Salud Dos Hermanas A (Distrito Sanitario Sevilla-Sur), 41700 Dos Hermanas, Spain BMJ. 2004 Nov 20;329(7476):1216. Epub 2004 Oct 19.PMID: 15494348
Die Studie
Überprüft wurde die Effektivität der Akupunktur als komplementäre Therapie gegenüber der Pharmakotherapie der Osteoarthritis auf Schmerzreduktion, verminderte Steifheit und verbesserte Gelenkfunktion, Verbrauch von Diclofenac und Veränderung der Lebensqualität.97 Patienten wurden randomisiert in die Gruppen Akupunktur plus Diclofenac (n=48) und Placeboakupunktur plus Diclofenac (n=49). Gemessen wurde die Minderung des Schmerzes (VAS) und Subgruppen des WOMAC sowie die Einnahme der Medikamente. Ergebnis Signifikant besseres Abschneiden der Verumakupunktur plus Diclofenac gegenüber Placeboakupunktur plus Diclofenac. Signifikant bessere Redukion (53,9%) des Diclofenacgebrauches in der Verumgruppe gegenüber Placebo. Genadelte PunkteVerumgruppe: Gb 34, MP 9, Ma 36, Ex LE5 ; Paarweise Elektrostimulation aller Punkte; 12 Behandlungen über 12 Wochen.Placeboakupunktur: Im Führungsröhrchen ohne Penetration mit Simulation der Elektrostimulation durch den gleichen Behandler.
Deutschland
ArtstudieAkupunktur bei Osteoarthritis des Knies, eine randomisierte Studie Witt C, Brinkhaus B, Jena S, Linde K, Streng A, Wagenpfeil S, Hummelsberger J, Walther HU, Melchart D, Willich SN. Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der ChariteStudieWeil Akupunktur viel zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt wird, obwohl wenig Evidenz für die Effektivität besteht, untersuchte die Studiengruppe Akupunktur gegenüber Minimalakupunktur und gegenüber keiner Akupunktur bei Osteoarthritis des Knies an 294 Patienten.Die Patienten (Kellgren Grad < oder=2) wurden randomisiert in die Akupunkturgruppe (n=150), in die minimale Akupunktur (n=76) mit oberflächlichem Stechen an Nicht-Akupunkturpunkten oder eine Warteliste (n=74). 12 Behandlungen in 8 Wochen wurden von geschulten Ärzten durchgeführt.
Ergebnisse
Nach WOMAC ist das Ergebnis gemessen in Woche 8 für die Akupunktur 26,9; für die minimale Akupunktur 35,8 und in der Warteliste 49,6. Der Unterschied von 8,8 zwischen Akupunktur und minimaler Akupunktur ist signifikant. 52 Wochen nach Behandlungsbeginn ist der Unterschied nicht mehr signifikant. Interpretation 8 Wochen nach Behandlungsbeginn ist die Schmerzreduktion und die Gelenkfunktion für die Akupunkturgruppe signifikant besser als für die Minimal-Akupunktur. Der Unterschied verschwindet im weiteren Behandlungsverlauf.
Genadelte Punkte
Verumgruppe: Mindestens 6 der Lokalpunkte Ma 34, 35, 36; MP 9,10, Bl 40, Ni 10, GB 33, 34, Leber 8,Extrapunkte Heding und Xihan (Anm.: die Knieaugen, die Red.). Mindestens 2 Fernpunkte aus MP 4,5,6, Ma 6, Bl 20,57,58, 60. 62, Ni 3. Zusätzlich erlaubt waren Ohrakupunktur und Triggerpunktakupunktur. Shamakupunktur: 8 von 10 definierten Punkten, alle nicht am Knie, keine Stimulation. Kontrollgruppe: Warteliste
DeutschlandGerac
Die Kniestudie befindet sich in z.Zt. in Publikation. Akupunktur und Shamakupunktur schneiden beide signifikant besser ab als Standardtherapie. Der Unterschied zwischen Verum- und Shamakupunktur ist nicht signifikant. Nach der Publikation werden wir ausführlicher berichten.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Verumakupunktur und Shamakupunktur sind effektiver als Standardtherapie. Einige Studien zeigen signifikante Unterschiede zugunsten Verumakupunktur insbesondere, wenn Elektrostimulation und ggf. Ohr- oder Triggerpunktakupunktur durchgeführt und auf Punkte in der Region des Knies in der Shamakupunktur verzichtet wurde.Verumakupunktur ist besser als keine Behandlung (Warteliste).
Der Verbrauch an Diclofenac wird durch Verumakupunktur signifikant gesenkt.
Fazit der Forschungsgruppe Akupunktur
Bei Gonarthrose gibt es neue methodisch gute Studien, die die Wirksamkeit der Akupunktur belegen. Weitere Studien, insbesondere zur Spezifität von Akupunkturpunkten und zur Wirksamkeit von zusätzlichen Stimulationstechniken (Moxa, Cupping, Elektro) sind dringend erforderlich. Nach diesen Studien sollte die Akupunktur in die Leitlinien der konservativen Gonarthrosebehandlung aufgenommen werden.